1:1 bei Chemie: Bärenstarke Teamleistung – und großartige INTER-Fans!!
In einem denkwürdigen Spiel holte unser Oberliga-Team ein 1:1 beim überlegen führenden Tabellenführer Chemie Leipzig. Vor rund 2700 Zuschauern war einmal mehr Adrian Bravo für Inter mit einem Treffer erfolgreich, schraubte seine Bilanz auf stolze 14 Tore in der laufenden Saison. Die Mannschaft zeigte eine bärenstarke Leistung und nahm völlig verdient einen Punkt mit nach Hause. UND: Mindestens soviel Anteil hatten diesmal die INTER-Fans. Sie füllten den Gästeblock im Alfred-Kunze-Sportpark unübersehbar und unterstützten ihr Team von der ersten bis letzten Minute.
Es war in jeder Hinsicht ein besonderes Spiel: INTER war als Tabellendritter zum Ersten nach Leutzsch gekommen, war aber im Topspiel auf Grund der Personalsituation – fünf Spieler verletzt – klarer Außenseiter. Auch für Emotionen war gesorgt: Vier ehemalige Inter-Spieler standen im Chemie-Kader.
Acht Punkte trennten das Backhaus-Team von den Grün-Weißen. Die hatten gerade eine englische Woche mit drei Negativerlebnissen zu verdauen gehabt: 0:0 zuhause gegen Hohenstein-Ernstthal, dann das DFB-Pokal-Aus gegen Paderborn und schließlich die 0:5-Klatsche in Luckenwalde. Chemie durfte und wollte sich gegen Inter also keine weitere Blöße geben.
Bei hervorragenden äußeren Bedingungen – blauer Himmel, Sonnenschein, guter Platz, angenehme Fußballtemperaturen – begann das Spiel ohne großes Abtasten. Erste Großchance für Inter bereits in der 4. Minute: Adrian Bravo behauptet ein Zuspiel im Mittelfeld gegen drei Chemiker und kann Muca auf der rechten Seite in Szene setzen. Der geht durch und flankt in den Strafraum, in dem mittlerweile schon wieder Bravo zur Stelle ist – um Zentimeter rutscht der kleine Spanier am Ball vorbei.
Chemie steht hoch, es bieten nur wenig Räume für eine otpimale INTER-Spieleröffnung. Dann Riesenjubel im AKS: Nach einem Freistoß faustet Dimi Kyriatzis den Ball in höchster Bedrängnis aus dem 16er – direkt vor die Füße von Benny Schmidt. Der sieht, dass der INTER-Keeper es nicht rechtzeitig in seine Kiste zurückschaffen kann und zwirbelt das Leder aus 25 Metern über Freund und Feind ins leere Tor. 1:0 für die Platzherren, Kategorie: unglücklicher Treffer.
Chemie drückt weiter, will nachlegen. Ein, zwei brenzlige Situation müssen die Gäste überstehen, insgesamt jedoch hält die INTER-Abwehr, wieder organisiert von Basti Strietzel und seinem Kompagnon Ray Aschenkewitz. Der Gegentreffer scheint das Nervenkostüm nicht wesentlich angegriffen zu haben, INTER schüttelt sich und kommt besser ins Spiel. Zum Ende der ersten Halbzeit haben die Gäste das Match im Griff, können aber vor dem Chemie-Tor, das heute von Dominic Heine gehütet wird, nur wenig Wirkung erzielen.
In der 37. Minute kassiert Chemiker Benjamin Schmidt eine gelbe Karte wegen permanentem Reklamierens, was noch Folgen haben sollte. Nochmal Aufregung vier Minuten später. Bravo hatte sich erneut in unnachahmlicher Manier mit dem Ball am Fuß durch den grün-weißen Strafraum gewuselt, dabei drei Mann aussteigen lassen und war schließlich zu Boden gegangen. Elfmeter! Nix, Schiedsrichter Marek Nixdorf ließ weiterspielen. Mehr passierte bis zum Pausenpfiff nicht mehr.
Im zweiten Durchgang lassen es die beiden Teams zunächst etwas ruhiger angehen. Spielkontrolle ist gefragt, INTER donnert einen Ball an den Pfosten. Jetzt wieder mehr Aktionen im Mittelfeld, was Christopher Misaki zum Verhängnis wird. Im Übereifer kommt er auf Höhe Mittellinie im Tackling zu spät und erwischt seinen Gegenspieler am Fuß – vor den Augen des Schiris. Der kann gar nicht anders – Gelb-Rot für den Japaner in INTER-Diensten, der erst zur Halbzeit gekommen war (68.). Kategorie: Bärendienst. Inter muss nun 20 Minuten in Unterzahl spielen – und liegt immer noch 0:1 hinten. Doch auch von diesem Rückschlag lässt sich das Team nicht verunsichern: Abwehrchef Strietzel organisiert weiter eine souveräne Defensive, kann desöfteren zur Spieleröffnung beitragen. Im Mittelfeld liefert unter anderem Serrano de la Cruz eine starke Leistung ab.
Jetzt laufen alle für alle, bis es endlich passiert: INTER kann tatsächlich ausgleichen. De la Cruz passt vom Mittelkreis auf Franceschi, der setzt Bravo ein, der sich im Rücken der Abwehr freigelaufen hatte. Seinen Schuss kann der herausstürzende Heine im Chemie-Tor nicht festhalten – in Zeitlupe rollert der Ball ins Tor. Jetzt bricht es aus Spielern und Staff der Gäste heraus, unbändiger Jubel. Die Fans im Gästeblock toben und haben kurzzeitig das Stadion auch akustisch im Griff. Denn vom Leutzscher Anhang hört man in dieser 79. Minute: Nichts.
Chemie antwortet mit wütenden Angriffen, jetzt ist hier richtig Feuer drin, die Kulisse ist auch wieder da. In den letzten 15 Minuten erlebt der AKS ein Spiel mit offenem Visier. INTER kann sich wieder und wieder befreien, Chancen jetzt auf beiden Seiten. Nachspielzeit, immer noch Unentschieden. Die Leutzscher sehen ihre Fälle davon schwimmen, das vierte Negativerelebnis in Folge droht. Benjamin Schmidt ist dem Druck offensichtlich nicht gewachsen. Obwohl bereits gelbverwarnt spielt er wiederholt Foul, bis es Schiri Nixdorf zu bunt wird: Gelb-Rot für das Chemie-Idol. Der kann es nicht fassen, kriegt sich nicht in den Griff und liefert einen filmreifen Abgang mit wüsten Beschimpfungen gegen Gott und die Welt ab. Als Höhepunkt will er sich mit Heiner Backhaus anlegen. Doch der INTER-Coach hat Besseres zu tun, er zeigte keine Regung und geht nicht auf die – niveaulose – Einladung ein. Abgang Schmidt, Tritte gegen das Stadion-Tor, im Innern hört man Türen knallen.
Das Spiel ist immer noch nicht zu Ende. Backhaus hatte zwischenzeitlich Zoran Levnaic für Adrian Bravo eingewechselt, der zusätzlich Ruhe in die letzten Aktionen brachte. Dann endlich: Schluss! Die zehn auf dem Platz reißen die Arme hoch, gehen geschlossen zu ihren Fans, La-Ola und großes Dankeschön. Dann nur noch in die Kabinen, die Akkus sind leer, dieses Spiel hat Kraft gekostet.
INTER besteht den Charaktertest beim Tabellenführer, holt ein Unentschieden in Unterzahl im Alfred-Kunze-Sportpark, lässt zur Spitze nicht abreißen und bleibt weiter Dritter der Oberliga-Süd. Lohn eines engagierten Spieles, das die Gäste spielerisch über weite Strecken bestimmten konnten. Er sei deshalb sehr stolz auf seine Mannschaft, sagt Coach Heiner Backhaus in der anschließenden Pressekonferenz. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Bis auf eines: Neben dem Team haben die INTER-Fans an diesem Samstagnachmittag mindestens ebenso großen Anteil am Punkteerfolg. Mit einem Extra-Bus angereist, machten sie im Gästeblock ordentlich Alarm, bauten eine regelrechte INTER-Wand auf. Eigens für das Spiel angefertigte Plakate sorgten für eine Super-Stimmung und großen Support für das eigene Team. Respekt und Danke an alle Teilnehmer.
Foto: Carsten-Ekkehard Wind