Pokalheld Til Linus Schwarz im Interview
Til, im Sommer bist du zu unserem FC International Leipzig gestoßen. Die Hinrunde ist nun fast vorüber – Zeit für ein erstes Fazit: Wie schätzt du die erste Saisonhälfte ein?
Leider haben wir in den ersten Spielen trotz starker Vorbereitung zu viele Punkte liegen gelassen. Wir konnten uns aber schnell wieder fangen und haben im September dann gezeigt, dass wir eine Mannschaft sind die oben mitspielen will. Zusammengefasst können wir aber sehr stolz auf unsere Leistung in der ersten Saisonhälfte sein.
Nach einem Jahr „Anlauf“ im Regionalliga-Team deines Ausbildungsvereins FC Rot-Weiß Erfurt startest du bei INTER nun voll durch und hast dich mit deinen 20 Jahren bereits als Stammkraft in der Defensive etabliert. Wie siehst du deine persönliche Entwicklung?
Durch INTER habe ich die Chance bekommen an den Männerbereich herangeführt zu werden. Ich habe direkt großes Vertrauen vom Trainer, dem Sportdirektor und der Mannschaft bekommen, was es mir unglaublich leicht gemacht hat mich fußballerisch und menschlich weiter zu entwickeln und das Beste aus mir herauszuholen.
INTER stellt mit erst 13 Gegentreffern die beste Defensive der Liga und das mit einem Durchschnittsalter von 21,7 Jahren (Abwehr inklusive Torwart).
Was macht euch so stark?
Es sind nicht nur die Abwehrspieler und unsere individuelle Klasse im Defensivbereich, sondern die Taktik, die uns der Trainer vorgibt, welche unser Defensivverhalten so stark macht. Größtenteils halten sich alle an die taktischen Anweisungen und wenn wir als ein Team agieren, wird es für die Gegner schwer ein Tor zu erzielen. Sollte die Taktik mal nicht aufgehen, haben wir außerdem immer noch einen überragenden Mann zwischen den Pfosten.
Dennoch war das erste halbe Jahr eine echte Achterbahnfahrt für dich: Erstes Tor im ersten Pflichtspiel, Platzverweis gegen Rudolstadt, Siegtor im Pokalspiel gegen Zwickau, erneuter Platzverweis in Sandersdorf – Schmaler Grat zwischen Genie und Wahnsinn oder manchmal einfach nur Pech?
Glück und Pech spielen natürlich auch immer eine Rolle – genauso wie Emotionen. Manchmal kann man sich im Eifer des Gefechts nicht mehr zurückhalten, vor allem in so einem jungen Alter, in dem einem gewissermaßen auch die Erfahrung fehlt um einen kühlen Kopf zu bewahren. Manchmal sind es Fouls wie am letzten Freitag, denen man nicht aus dem Weg gehen kann ohne ein Tor zu kassieren. Das Genie wünsche ich mir persönlich aber häufiger als den „Wahnsinn“.
Stichwort Pokal: Mit deinem Kopfball hast du den FC International Leipzig zum bisher größten Erfolg der Vereinsgeschichte geköpft. Wie ist dir dieser besondere Abend in Torgau in Erinnerung geblieben?
Erstmal habe ich einige Zeit gebraucht um zu verstehen, was da eigentlich passiert ist. Rückblickend war es natürlich eines der, wenn nicht sogar das größte Spiel meiner bisherigen Karriere. Nicht nur weil ich das Siegtor geschossen habe, sondern weil wir als Mannschaft gezeigt haben, was in uns steckt und was es bedeutet ein Team zu sein. Und wenn dann noch deine engsten Freunde und deine Familie dieses Spiel sehen, ist es ein perfekter Abend.
Jetzt steht das Halbfinale auf dem Programm. Hast du einen bestimmten Lieblingsgegner und wie lautet die Marschroute für dieses Match?
Einen Lieblingsgegner habe ich nicht und ich denke der Mannschaft ist es auch egal gegen wen es geht. Wir werden uns auf jeden Gegner sehr intensiv vorbereiten und auf den Trainer vertrauen, der uns die richtige Taktik vorgeben wird. Dann liegt es an uns, ob wir es schaffen diesen Plan umzusetzen um ins Finale einzuziehen.
Leider kommen wir um das Thema „Rote Karte“ nicht herum. In Sandersdorf musstest du nach vermeintlicher Notbremse vorzeitig vom Platz und wirst dem Team vermutlich bis zur Winterpause fehlen. Wie hast du die Szene gesehen?
Es ist natürlich schade, dass ich durch eine weitere rote Karte die Mannschaft in den beiden letzten Spielen nicht unterstützen kann. Die Situation von Freitag war mir im ersten Moment unverständlich. Nach langer Diskussion und einigen Recherchen muss man dann aber doch zugeben, dass der Platzverweis in Ordnung geht. Das muss ich jetzt akzeptieren. Im Endeffekt hatte es aber ein Happy End, denn wir haben einen weiteren Sieg zu Null eingefahren.
In der Vorbereitung steht unter anderem der erste „INTER-Hallencup“ auf dem Plan. Bist du ein Hallenkicker und wird man dich beim Budenzauber im Sportpark Machern sehen?
Ich bin absolut kein Hallenkicker. Schon immer habe ich es gehasst Halle zu spielen, da ich mich immer wieder verletzt habe. Vielleicht wird man mich aber in einer anderen Funktion auf dem Parkett sehen.
Abschließend ein Blick in die Zukunft: Wir stehen nach einem holprigen Start auf dem vierten Rang der Oberliga und im Halbfinale des Sachsenpokals.
Wo geht der Weg für INTER dieses Jahr hin? Wie sind deine persönlichen Ziele?
Ich hoffe natürlich, dass es in der Liga für uns noch ein paar Plätze bergauf geht. Wenn wir so weitermachen wie die letzten Wochen, dürfte das auch machbar sein. Im Pokal setzen wir natürlich auch alles dran, ins Endspiel einzuziehen.
Mir persönlich erhoffe ich in erster Linie verletzungsfrei zu bleiben und so viele Spiele wie möglich zu absolvieren. Ich versuche die Mannschaft mit harter Arbeit weiter zu unterstützen und hoffe, dass es mir persönlich auch weiterhelfen wird, um vielleicht eine Liga höher zu gehen.